Angemessene Eingruppierung zwingend notwendig

Veröffentlicht am 09.05.2015 in Arbeitsgemeinschaften

Leserbrief Böblinger Kreiszeitung Ausgabe vom 09.05.2015

Walter Wedl, katholischer Betriebsseelsorger für die Beschäftigten im Landkreis Böblingen


Angemessene Eingruppierung zwingend notwendig

Zum Thema „Streik in den Kindertagesstätten“.

Unbestreitbar hat sich das Aufgabenspektrum von Erzieherinnen in Kindertagesstätten erheblich erweitert. Frühkindliche Bildung, Sprachförderung, Bewegungs- und Gesundheitserziehung, Inklusion, der wertschätzende Umgang mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen, die Vernetzung mit Institutionen und Ämtern erfordern breite Kompetenzen. Zudem sehen sich Erzieherinnen gestiegenen Ansprüchen von häufig überforderten) Eltern und Schulen gegenüber.

Die im Orientierungsplan geforderten Standards sind hoch. Erzieherinnen sind gehalten, die Entwicklung der Kinder in ihren Einrichtungen präzise zu dokumentieren und daraus Handlungsempfehlungen für Eltern und Schulen zu formulieren. Verlängerte Öffnungszeiten und Ganztagesbetreuung erfordern ein hohes Maß an Flexibilität. Und weil die Teams personell oft unterbesetzt sind, hat sich die Arbeit in den Kindertageseinrichtungen so verdichtet, dass viele an der Belastungsgrenze arbeiten. Im deutlichen Widerspruch zur gestiegenen Bedeutung der Arbeit in den Kindertagesstätten steht deren gesellschaftliche Anerkennung. Die Entlohnung der Arbeit entspricht schon lange nicht mehr dem, was in der täglichen Arbeit von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gefordert ist. Die Anerkennung durch Eingruppierung in eine angemessene Entgeltstufe ist daher zwingend notwendig. Schon jetzt zeichnet sich der Fachkräftemangel ab und wenn sich die Rahmenbedingungen nicht verbessern werden, kann weder die Qualität so erhalten werden, noch das Berufsbild an Attraktivität gewinnen.

Wir Betriebsseelsorger unterstützen den Streik der Erzieherinnen und die Forderungen im Tarifkonflikt, denn sie sind mehr als berechtigt! Dass die Verhandlungsführer der Trägerseite die gestiegenen Anforderungen in den Kindertagesstätten offen und öffentlich nicht zur Kenntnis nehmen, ist unverständlich. 

Wir fordern sie auf, mutig einen Schritt auf die vernachlässigte Gruppe der Erzieherinnen zu tun und ihnen die Anerkennung zukommen zu lassen, die sie längst
verdienen. Die Strategie, die auf Betreuungsplätze angewiesenen Eltern gegen die Streikenden in Stellung zu bringen und damit den Erzieherinnen öffentlich Druck zu machen, halten wir schlicht für unmoralisch. Es muss endlich öffentlich sichtbar werden, dass eine qualifizierte Arbeit in den Kindertagesstätten einen angemessenen „Wert“ hat. 

Walter Wedl, katholischer Betriebsseelsorger für die Beschäftigten im Landkreis Böblingen

 

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